Vom Megaprojekt zum Groschengrab

Vor zehn Jahren wurde im Südosten Portugals der umstrittene Alqueva-Staudamm eingeweiht, der den Rio Guadiana aufstaut. Es ist der größte künstliche See der EU. An dem Staudamm hingen alle Hoffnungen auf Entwicklungschancen für die ärmste Region des Landes, den Alentejo.

250 Millionen Euro kostete der Bau des Alqueva-Dammes – die Hälfte des Geldes stammte von der Europäischen Union. Heute hält der Damm, Wasser ist im See – doch die Kassen sind leer und alle notwendigen Anschlussfinanzierungen lassen auf sich warten. Die touristische und infrastrukturelle Erweiterung des Staudammgebietes in der trockensten Region Portugals ist gescheitert.

Heute hat sich das Megaprojekt als Groschengrab erwiesen .

Drohnenjournalismus

Drohnenjournalismus ist ein neues, inhaltlich bisher kaum hervorgetretenes Phänomen – aber was die ersten Pioniere gegenwärtig zu etablieren versuchen, hat mit den militärischen oder „aufklärenden“ Funktionen wohl nur wenig zu tun. Ihnen geht es viel eher darum, mit ersten Drohnenbildern den Markt der – teuren – Helikopterbilder und -filme aufzufrischen und aufzumischen.

Drohnenjournalismus ist gegenwärtig vor allem Fotojournalismus. Er will billiger sein und in Bereiche vordringen, die Hubschraubern verschlossen sind. Und er soll die journalistische Arbeit ungefährlicher machen. Direkten Gefahren muss sich kein Drohnenjournalist mehr aussetzen.

Die ersten drohnenjournalistischen Versuche fanden wohl in den USA statt:

Am 11. November 2011 schwebte ein kleiner Quadrocopter der Firma Robokopter über einer – eskalierenden – Demonstration in Warschau (Polen). Die Bilder zeigen offenbar die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten am polnischen Unabhängigkeitstag. Ihre ästhetische Perspektive war neu, von oben, nicht von der Seite. Und so erlangten die Filmsequenzen über YouTube und die polnischen Massenzeitungen einige Popularität. Sie gelten inzwischen als beispielhaft.

Die (bisher wenigen) kommerziell genutzten Drohnen sind in der Regel kleiner und billiger als ihre militärischen Brüder, scheinen aber immer leistungsfähiger zu werden. Bereits 2010 wurde die kleine ferngesteuerte Drohne MD4-200 (47.000 Euro teuer) zur Überwachung der Proteste gegen die Castor-Transporte genutzt .

Daneben gibt es auch schon heute – eher dem traditionellen Modellflugzeug als der leistungsstarken Hightechdrohne nahe – Minidrohnen für den privaten Gebrauch. Eine ist der Quadrocopter Paront AR. Das eher spielzeugartige Gerät ist bei Amazon für rund 200 Euro zu erhalten. In den USA gibt es bereits eine regelrechte Amateurbewegung, die über 10.000 autonome, selbst zusammengebaute Drohnen besitzen soll.

Ob Zeppelin, Flugzeug, Hubschrauber oder Satellit: Seit es technisch möglich geworden ist, wurde das Bild (oder der Film) von oben von den Massenmedien für ihre Berichterstattung genutzt. Der (teure) Blick von oben hat sich eher langsam in den medialen Alltag „eingeschlichen“ – und verspricht vor allem eins: den neutralen Überblick.

Bereits 1994 wurde US-Footballidol O. J. Simpson von Kamerateams (paparazziartig) aus Helikoptern gefilmt, als er versuchte über eine Autobahn zu fliehen – die Bilder von der Flucht wurden live im Fernsehen übertragen. Damals klagten Polizei oder Rettungsdienste noch über Behinderungen ihrer Arbeit, Journalismusprofessoren über die Verschwendung journalistischer Ressourcen.

Doch das Helikopterbild setzte sich durch: Naturkatastrophen, große Radrennen, Marathonläufe oder Fußballturniere sind ohne Hubschrauberfotos (und Propellersurren) heute kaum noch denkbar. Als kürzlich ein Amokschütze in Aurora bei Denver (USA) während einer Batman-Filmvorführung ein Blutbad anrichtete, lieferten Hubschrauber die Überblicksbilder fürs Fernsehen, während die Reporter die Augenzeugen befragten. Selbst der Steisand-Effekt beruhte – ursprünglich – auf Helikopterfotos. Sie machten das bisher Unsichtbare sichtbar.

Daneben gibt es die – gezoomten – Satellitenbilder (aktuell etwa über die Lage in Syrien) oder die Bilder der (fixierten) Überwachungskameras. Auch sie zeigen die Welt von oben und dringen immer stärker in die Medien und ihre Berichterstattung ein.

Gedanken in Athen 2

Als deutscher Reporter geschieht es dieser Tage schon mal, dass man mit Hitlergruss und Schnauzbart geste gegrüsst wird, wenn man über die Finanz- und Wirtschaftkrise berichtet. Da tut es gut, von anderen Griechen mit Tränen in den Augen in den Arm genommen zu werden und den Appell an uns alle zu hören, dass bei allem Finanzdisaster die Europäische Idee und die Freundschaft unter den Menschen auf keinen Fall vor die Hunde gehen darf !

Gedanken in Athen 1

Manchmal muss man ausruhen von der Arbeit. Energie tanken, sich hinsetzen, schauen. So geschehen in Athen dieser Tage auf einem Mäuerchen in der Elephteriou-Venizelou-Strasse.
Hier steht das Iliou Melathron – Heinrich Schliemanns Wohnpalais in Athen. Noch heute umgibt ein gusseisernes Gitter das Anwesen. Und plötzlich läuft es dem deutschen Reporter kalt den Rücken hinunter: Jeder Gitterstab ist am unteren Ende mit einem Hakenkreuz geschmückt! Das kann doch nicht … nein, kann es auch nicht!
Meine Erklärung: In der Minoischen Kultur auf Kreta tauchen Swastiken schon auf Vasenmalereien ab etwa 3500 v. Chr. auf. Ouf !- Gott sei Dank!

Und dann die neugierige Frage an einen Passanten, was denn das Gebäude heute so beherberge? Das wisse er auch nicht – nur soviel, dass im Krieg die Gestapo der Nazis hier ihren Sitz gehabt habe.
Ein kalter Schauer über den Rücken genügte da nicht…

Knapp…

Die Taliban haben in Kabul das Botschaftsviertel attackiert – eine Meldung, die man wohl demnächst öfter zu lesen bekommt. Was mich dann doch nachträglich ganz persönlich nachdenklich macht, ist die Tatsache, dass ausgerechnet der Teil des Kabul Star Hotels in Flammen aufgegangen ist, wo mein Team und ich noch vor einer Woche hätte übernachten sollen. Aus Misstrauen gegen die „zentrale Lage“ waren wir woanders abgestiegen…

Denk mal!

Die Gedenkstätte ist ein landschaftlich gestalteter Weg, der von weißen Steinsäulen gesäumt wird. Es ist ein europäisches Mahnmal für getötete Medienvertreter. Und erinnert an all die, die seit 1944 weltweit bei derAusübung ihres Berufes getötet wurden.

Der Ort liegt in Bayeux, das 1944 die erste Stadt war, die die Alliierten von den deutschen Besatzern befreiten. „Wir dürfen sie nicht vergessen, Demokratie gibt es nicht ohne
diese Journalisten“, hiess es bei der Einweihung.

Vier Gebote

Klarheit, Ironie, Verweigerung und Hartnäckigkeit – laut Albert Camus sind dies die vier Gebote des Journalismus. In einem Beitrag fÜur Le Monde über den Philosophen und Autor schreibt die Camus-Forscherin Macha Séry: „Wie der Fussball und das Theater, war der Journalismus für Camus eine menschliche Gemeinschaft, in der er sich entfalten konnte, eine Schule des Lebens und der Moral.“ Was für ein schönes Bild.

Warum sie da hingehen

Warum gehen Journalisten derzeit nach Syrien und warum unterstützen Redaktionen sie bei Iihrem Vorhaben?

Weil Journalisten Beobachter sind. Unparteiische.

Mary Colvin war so eine. Deshalb gehen sie da hin. Denn nur so können News-Organisationen ihr Vertrauen behalten und sich von Politik frei halten.

Ziel der Berichterstattung ist es, Klarheit zu vermitteln und Zuschauern, Hörern und Lesern eine Sicht auf die Dinge zu erlauben.

Die Berichte sind furchtbar, Menschen flüchten vor schrecklichen Grausamkeiten. Dass Journalisten vor Ort sind, ist die einzige Möglichkeit zu erfahren, was dort vor sich geht.

 

Konzentrieren Sie sich!

Wer heute noch als Journalist überleben will, der muss besser und härter arbeiten. Denn zu gross ist das Risiko, sich selbst in dünnschichtigen Multimedia-Tätigkeiten zu verlieren, statt sich darauf zu konzentrieren, originelle Geschichten zu finden und ungewöhnliche Blickwinkel darauf zu werfen.

Dabei ist News-Produktion bisher so gut wie gar nicht gefährdet2009_Afghanistan_Micha.

Eher betroffen sind Auslandskorrespondenten und Fakten-Rechercheure.

Wer als Journalist im Internet noch Erfolg haben will, dem kann man nur raten, tarsächliche Inhalte mit hohem Mehrwert zu produzieren. Nach dem Motto: Tu, was Du am besten kannst und das verlinke dann.