Knapp…

Die Taliban haben in Kabul das Botschaftsviertel attackiert – eine Meldung, die man wohl demnächst öfter zu lesen bekommt. Was mich dann doch nachträglich ganz persönlich nachdenklich macht, ist die Tatsache, dass ausgerechnet der Teil des Kabul Star Hotels in Flammen aufgegangen ist, wo mein Team und ich noch vor einer Woche hätte übernachten sollen. Aus Misstrauen gegen die „zentrale Lage“ waren wir woanders abgestiegen…

Verstehmichnichtfalsch

Hat sicher jeder auf Reisen schon erlebt: Handzeichen, die bei uns in Europa dieses und jenes bedeuten, wollen andernorts ganz was anderes heissen…Zwei Auslandskorrespondentinnen haben eineinhalb Jahre lang Handgesten aus fast 50 Ländern zusammengetragen, von A wie Afghanistan bis Z wie Zypern: Julia Grosse schreibt Reportagen aus Grossbritannien, Judith Reker aus Afrika. Mit viel Humor nimmt ihr Handbuch all jene an die Hand, die sich dafür interessieren, wie der Rest der Welt mit Händen und Füssen kommuniziert. Perfekt für die nächste Reportage/Reise. Erschienen ist das Buch im Bierke-Verlag, München.

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United Bikes of Europe

Manchmal könnte man meinen, Europa sei, abgesehen vom politischen Hickhack und seinem Sprachgewirr schon völlig uniform geworden. Ob in Barcelona, Lyon, Helsinki oder München: McDoof ist überall, die Klamottenketten sind auch die gleichen, die Kids hören die selbe Musik und Autos unterscheiden sich gerade mal in der Lackierung.

 Doch es gibt sie noch, die feinen Unterschiede:
Wann immer in Berlin beispielsweise an-, neu- oder umgebaut wird, und das kommt oft vor, werden Radlerpisten gleich  hinzugefügt. Berlin will Fahrradstadt sein, ganz offiziell und vom Senat gefördert. Das passt, die Radler werden nämlich stetig mehr. In Paris betreibt die Stadtverwaltung ebenfalls eine heftige Anti-Auto-Politik. Nicht nur Radwege gibt es zuhauf, hippe Amerikaner machen inzwischen längst Sightseeing-Touren  per bike. Und so fahrradfreundlich geht es allenthalben zu, von Kopenhagen bis Köln, von Warschau bis Worcester.   
 
Wer in Madrid dagegen Fahrrad fährt, der ist entweder Fanatiker oder Ausländer. Aber vor allem ist er eins: lebensmüde. Es gibt keine Fahrradwege, keine Leihfahrräder, kaum Radfahrer.
 
Nur einmal im Monat verwandelt sich Madrid in eine fahrradfreundliche Stadt – wenn auch nicht ganz freiwillig. Wo sonst Autos die Macht haben, fahren dann hunderte Radfahrer durchs Zentrum – es ist Zeit für „Bica Critica“. Dies ist keine Organisation, sondern eine Aktion: Radfahrer und Inlineskater fahren gemeinsam durch Madrid, um auf ihre Rechte als vollwertige Verkehrsteilnehmer aufmerksam zu machen. Termin und Treffpunkt sind immer gleich. Die Route aber wird spontan gewählt oder vorher im Internetforum festgelegt.
 Das Fahrrad als Aussage für mehr Umweltfreundlichkeit. Das ist „Bica Critica“ – seit über vier Jahren ein fester Programmpunkt am letzten Donnerstag des Monats. Und genauso lange schon  schaut die Stadtverwaltung dem Treiben zu – und hat seither im Innenstadtbereich auch keinen einzigen Radweg gebaut.